Es ist sieben Uhr morgens und der Wecker geht. Ich aber schon seit zwei Stunden im Halbschlaf, da die Möwen aus irgendwelchen Gründen wie verrückt auf unser Dach hämmern. Egal. Ich schaue aus dem Fenster und der Himmel beginnt sich über den „Cerros“ (Hügeln) in ein wunderschönes Morgenrot zu verfärben. Auch auf der Straße ist schon einiges los. Lautes Marktgeschrei vom benachbarten „Plaza Echauren“ vermischen sich mit dem Aufheulen von Motoren, welche die Cerros hochbrettern und dem ganz normalen Hafenlärm. So wird man doch gerne geweckt <3
Schnell ein Kaffee und zwei Toast und es geht zur Uni. Unsere Uni ist in Viña del Mar. Das heißt ich muss zur Metro und dann 20 Minuten dort hinfahren. Auf meinem Weg zur Uni muss ich das ganz normale Mienenfeld aus Hundescheise passieren, welches die Straßen von Valparaíso pflastert.
„Tren a Limache sale en 1 min“ seh ich aus der Ferne auf der Anzeige aufleuchten. Ich setze zum Vollsprint an quetsch mich durch das Drehkreuz und komm gerade noch rechtzeitig in die Metro. Wer jetzt an entspannte 20 Minuten denkt , täuscht sich. Im Minutentakt kommen die Verkäufer und brüllen „Super Oooocho“, Eeeempanaaaadas“ oder „beeebiiidas chiiquitos bebiiidaaaas“ durch die Reihen. Begleitet wird das Ganze von, mal besseren und mal schlechteren, Musikern , die den Metrowagon zu einem Konzertsaal machen.
In der Uni angekommen gehe zügig zu meinem Klassenzimmer, denn ich bin schon 10 Minuten zu spät. Dennoch bin ich einer der Ersten und der Professor selbst ist noch nichtmal da. Hier in Südamerika laufen die Uhren eben noch anders. Mit einer lockeren Fistbump und einem „Hola Profe“ wird der Professor begrüßt und es folgen vier Stunden interessanter Unterricht der mal mehr und mal weniger aufmerksam verfolgt wird.
An sich bietet die Uni schon eine große Auswahl an Angeboten. Der Campus ist immer voller Leben und Aktionen und erinnert ein bisschen an einen amerikanischen Collegefilm. Nina macht Montags Pilates und ich spiele in der Unimannschaft Fußball. Die Mitschüler und Professoren sind alle sehr locker und am Austausch mit Studenten aus Europa sehr interessiert. Auch da die DuocUC fast keine Austauschstudenten aus Europa hat. Nina und ich waren neben einer Holländerin, die Einzigen. Auch der Unterricht ist spannend und gut gestaltet. Die Fächer machen viel Spaß und sind sehr praxisnah gestaltet. Was man aber wissen sollte: Hier wird ausschließlich Spanisch gesprochen. Aber selbst wenn man die spanische Sprache nicht voll beherrscht, lässt sich schon irgendwie eine Lösung und ein Weg zur Kommunikation finden.
Nach dem Mittagessen in der Mensa geht es zum Beach. Heute gehen wir nach Reñaca. Wir nehmen einen der vielen „micros“ (kleine Busse) um dorthin zugelangen. Nach 15 Minuten Fahrt und zwei fast Genickbrüchen, da der Fahrer mal wieder ordentlich auf Kokain ist (Kein Witz), sind wir am Nobelstrand der Schönen und Reichen angekommen. Hier sieht man mal wieder wie gegensätzlich dieses Land sein kann. Von Armut und Obdachlosen gelangt man in 20 Minuten zu Ferraris und fancy Beachclubs.
Nachdem wir unser Sonnenbad genommen haben und den Surfern beim Wellenreiten zugeschaut haben, geht’s zurück ins bunte Valparaíso, um uns auf die Nacht vorzubereiten. Schnell noch einen Completo (berühmtesten Fastfood dort) mit Papas (Pommes) reingedrückt und wir steuern auf Cerro Alegre zu.
Hier gehen wir in eine der vielen Bars, um ausgezeichnetes, aber teures (4000 CLP) Bier zu genießen. Begleitet wird dies , wie fast alles hier, durch Live Musik. Die Chilenen lieben Musik und vor Allem Cumbia. Nach drei Schops geht’s dann in einen der vielen Clubs. Die Musik wechselt von Cumbia auf Reggaeton und die sonst so distanzieren Chilenen gehen hier beim Tanzen auf Körperkontakt. Früh um fünf vor dem Club wird noch ein Completo gegessen und man sollte nun vorsichtig sein wo man sich aufhält und wie man sich verhält ( man sollte nicht vergessen, dass man nicht in Europa ist. Nina durfte das schon am eigenen Leib erfahren und durfte sich ein neues Handy kaufen, nachdem sie beklagt wurde.)
Nun laufen wir aber Heim und der ganze Wahnsinn beginnt am nächsten Tag von neu.
Über Chile und Chilenen:
Chile ist ein sehr vielseitiges Land. Die Natur die Chile zu bieten hat ist wahrscheinlich einzigartig hier auf dieser Erde. Sei es im Süden in Patagonien in atemberaubenden Landschaften wandern, im Norden in der Wüste bei glasklaren Nacht die Sterne beobachten oder einfach an einem der vielen Traumstrände die Chile zu bieten hat, das Leben zu genießen. Hier in Chile kann man fast jeden Tag die atemberaubendsten Sonnenuntergänge anschauen. Dennoch sollte man Wissen, dass Chile nicht billig ist. Es ist ein teures Land und nicht mit dem Preisniveau von anderen südamerikanischen Ländern zu vergleichen. Auch sollte man wissen, dass man sich hier in Südamerika befindet und dies nicht mit einem unbekümmerten Ausgehen wie in Europa zu vergleichen ist. Speziell in der Nacht sollte man Aufpassen. Die Chilenen an sich sind alle sehr freundlich zu Einem. Da wir fast keine anderen internationalen Studenten an unserer Uni hatten, sind wir sehr schnell mit den Chilenen in Kontakt gekommen und konnten so einen besseren Einblick in das Land und seine Kultur gewinnen.
Alles in allem können wir dies nur jedem Empfehlen der eine Erfahrung der anderen Art erleben möchte. Hier am anderen Ende der Welt in Chile ( Wo das Land endet , in Aimara-Sprache).
Nina und Felix