Lissy Fiedler | 2020
In welcher Branche und bei welchem Unternehmen hast du deine Praktika gemacht?
Ich habe meine Praktika in der besten Stadt Deutschlands absolviert: Berlin! Und ich kann jedem nur empfehlen, diese aufregende Stadt zumindest für die sechs Monate während des Praxissemesters mal erlebt zu haben. Denn später wird man wahrscheinlich eher selten die Chance bekommen, eine Stadt für einen begrenzten Zeitraum für sich auszutesten. Während dieser Zeit habe ich für Coca-Cola European Partners Deutschland GmbH (CCEP DE) und die Werbeagentur glow communications gearbeitet. Besonders spannend war, dass diese beiden Unternehmen unterschiedlicher nicht hätten sein können (Konzern und damit auf „Kundenseite“ vs. kleine Werbeagentur und somit auf „Dienstleisterseite“).
So schön die beiden Praktika auch waren, bestand mein Alltag natürlich nicht nur aus Arbeit – und ich muss wirklich sagen, dass ich mein Herz an Berlin verloren habe. Deswegen kann ich nur empfehlen: Der Job ist natürlich auch wichtig, aber mit etwas Glück findet ihr durch euer Praxissemester sogar eure neue Wahlheimat!
Wie lang gingen deine Praktika?
Beide Praktika umfassten jeweils drei Monate. Das erste (Coca-Cola European Partners Deutschland GmbH) ging von Anfang September bis Ende November. Die folgenden drei Monate verbrachte ich bei glow communications. (Der Vorteil, wenn man im Dezember die Stelle wechselt: Man kann sich vor Weihnachtsfeiern kaum retten. :P)
Wann hast du dich auf die Praktika beworben und wie lief der Bewerbungsprozess ab?
Meine Bewerbungsphase war mit einem ziemlichen emotionalen Chaos verbunden, und all das hier im Detail niederzuschreiben, würde leider den Rahmen sprengen. Dass ich mein Praxissemester gesplittet habe, war zu Beginn nicht geplant, sondern resultierte aus einer sehr schwierigen Entscheidung, vor die ich mich selbst gestellt habe. Bei meinen anfänglichen Bewerbungen habe ich mir relativ wenig Stress gemacht – um die 6 / 7 Stück (unter anderem: Secret Escapes, SevenOne AdFactory, diverse Werbeagenturen und Coca-Cola European Partners Deutschland GmbH) und habe diese erst etwa Mitte Juni abgeschickt. Mein Chef von der Werbeagentur kontaktierte mich bereits einen Tag später und wir vereinbarten daraufhin ein Telefonat. Das war das entspannteste Bewerbungsgespräch meines bisherigen Lebens – super ungezwungen und sympathisch – und so hatte ich bereits eine Woche später meinen festen Praktikumsplatz.
Danach wurden mir auch von den anderen Stellen Vorstellungsgespräche angeboten – also würde ich hier definitiv behaupten, dass die Chancen für Medienmanager*innen ziemlich gut stehen im Praktikums-Business – aber ich habe die meisten abgelehnt, weil ich bereits meine Praktikums-Traumstelle hatte.
Ja, zumindest dachte ich das. Gegen Anfang / Mitte Juli kam dann eine Rückmeldung von Coke (und ich muss wirklich sagen, dass Coca-Cola eine Marke ist, für die ich seit jeher brenne), dass sie mich zu einem Bewerbungsgespräch einladen. Dieses Mal wollte ich das Vorstellungsgespräch also nicht ausschlagen und arrangierte sofort ein Telefoninterview. Allerdings merkte ich schnell, dass die Stelle nicht so gut zu mir passte, und so war das Thema für mich eigentlich abgeschlossen.
Einige Zeit später (ich glaube, es war bereits Ende Juli), erhielt ich einen weiteren Anruf der CCEP DE – sie hatten meine Bewerbung intern an eine andere Abteilung weitergeleitet, bei der sie meinten, ich würde perfekt hineinpassen. Da ich dies nicht erwartet hatte, wollte ich mir die Möglichkeit für ein weiteres Gespräch natürlich nicht entgehen lassen. Und bereits bei dem ersten Telefonat merkte ich: Da hat sich jemand gesucht und gefunden. Perfektes Team. Perfekter Aufgabenbereich. Alles perfekt.
Und ich dachte mir: Mist, ich MUSS einfach dahin – das kann doch jetzt kein Zufall sein.
Aber meine Loyalität (und natürlich mein schlechtes Gewissen) hätten es niemals zugelassen, einer bereits unterschriebenen Stelle abzusagen. Deshalb versuchte ich, eine alternative Lösung für dieses Problem zu finden: Ich kommunizierte einfach offen und ehrlich mit beiden Unternehmen (Coca-Cola, dass ich bereits einer anderen Stelle zugesagt hatte und glow, dass ich ein Angebot bekommen habe, dass ich einfach nicht ablehnen kann). Nach einigem Hin und Her war dann alles unter Dach und Fach – und ich war der glücklichste Mensch der Welt, dass ich nun beide Unternehmen kennenlernen konnte.
Deshalb möchte ich jeden einzelnen hier ermutigen, sich nicht durch eine ursprüngliche Entscheidung verunsichern zu lassen und lieber den komplizierteren Weg zu wählen, anstatt unglücklich über die am Ende getroffene Entscheidung zu sein.
„Ich halte es für besonders wichtig, dass man versucht man selbst zu sein – und auch wenn man noch nicht mit beiden Beinen im festen Berufsleben steht, sollte man sich auf keinen Fall einschüchtern lassen. Mit genügend Selbstbewusstsein und Vertrauen in sich selbst kann man wirklich (fast) alle Herausforderungen meistern!“
Was waren deine Aufgaben?
Da ich in diesen sechs Monaten so unglaublich viele Sachen machen und lernen durfte, dass ich damit Romane füllen könnte – versuche ich nun, mich kurz zu fassen und knapp die spannendsten Punkte aufzulisten.
Die Coca-Cola European Partners Deutschland GmbH betreibt B2B-Marketing – dort arbeitete ich im „Außer-Haus-Markt“ Marketing (das bedeutet, wir haben Marketing für die Locations gemacht, an denen Produkte von Coca-Cola Eigenmarken „außer Haus“ mäßig konsumiert werden: sprich Restaurants, Cafés, Hotels, Kioske, etc.). Dabei gibt es verschiedene Marketingmaßnahmen, die darauf abzielen, den Abverkauf der Produkte zu steigern. Ich durfte an fast allen dieser Marketingprojekte mitwirken, allerdings möchte ich an dieser Stelle kurz mein absolutes Lieblingsprojekt vorstellen. In dieses Projekt ist viel Herzblut von mir geflossen, und ich bin stolz darauf, während meines Praktikums und auch jetzt noch danach ein Teil davon zu sein. Es heißt Projekt: LokalLiebe. (https://www.projektlokalliebe.de/) und ist eine Marketingmaßnahme, von der vor allem die Gesellschaft und zahlreiche soziale Projekte profitieren. Wie der Name schon beschreibt, ist die „Liebe zum Lokalen“ die treibende Kraft, genau dort zu helfen, wo jeder sie sehen und miterleben kann – in der eigenen Nachbarschaft. Bei diesem Projekt spendet die CCEP DE für jede geöffnete Mehrweg Glasflasche der Marken ViO, Apollinaris und Honest (in teilnehmenden Gastronomiebetrieben) an ausgewählte Herzensprojekte. Das Spannendste daran war, dass 2019 das erste Jahr war, in dem dieses Projekt stattfand, und damit ein Testlauf, um zu sehen, wie erfolgreich diese Maßnahme ist und wie sie von den Endverbrauchern angenommen wird. Am Ende des Spendenzeitraums hat Coca-Cola mit Hilfe von 2.757 teilnehmenden Gastronomen insgesamt fast 250.000 Euro gesammelt und damit 53 verschiedene soziale Projekte unterstützt.
Bei diesem Projekt haben wir eng mit Werbeagenturen zusammengearbeitet, und ich war intensiv an der Mitbestimmung der neuen Corporate Identity für das Jahr 2020 beteiligt. Auch bei der Gestaltung und Entwicklung der neuen Website konnte ich mitwirken – und dadurch auch viel kreativen Input einfließen lassen. Ich suchte auch neue soziale Projekte für das Jahr 2020 raus, organisierte Foto-Shootings, etc.
Weitere Aufgaben während meines Praktikums waren: die Auswertung von Zahlen, die Erstellung von Excel-Tabellen, die strategische Unterstützung bei der Entwicklung neuer Marketingmaßnahmen, und, und, und.
Außerdem nahm ich an ein paar Workshops teil und begleitete einen Verkaufsberater bei seiner täglichen Arbeit vor Ort in Berlin.
glow ist eine Full-Service-Agentur, die Werbekampagnen für eine Vielzahl von Kanälen entwickelt (Anzeigen, Broschüren, Flyer, Websites, Webshops, Banners, Webspecials, Social Media, Bewegtbild für TV oder Web, etc.). Bei glow communcations war ich klassisch im Bereich Projektmanagement / in der Kundenberatung tätig. Das bedeutet, mein Aufgabenbereich war sehr breit gefächert: von der Erstellung von Timings, Kostenvoranschlägen, Budgetplanung über die Leitung von Meetings bis hin zur Rechercheaufgaben und unzähligen Telefonaten war alles dabei! Hier konnte ich vom ersten Tag an mit zahlreichen Fähigkeiten und Kompetenzen aus meinem Studium und früheren Praktika voll unterstützen.
Da glow eine relativ kleine Agentur ist, durfte ich aber auch kreativen Input geben – was das Praktikum noch abwechslungsreicher machte! So war ich oft an der Kreation von Kampagnen beteiligt. Ab und an übernahm ich auch texterische Aufgaben (Wording, Naming, Slogan-Entwicklung, etc.) und war bei der strategischen Entwicklung von Kampagnen beteiligt. Am spannendsten fand ich, zu sehen, wie die einzelnen Abteilungen (Kreation, Beratung, Text, Film, etc.) zusammenarbeiten und was für ein superlanger Prozess hinter einer Werbekampagne steckt – allgemein: Welche Schritte muss eine Kampagne durchlaufen, bevor am Ende ein erfolgreiches Produkt entsteht?
Wie war die Stimmung? Wie groß waren deine Teams?
Wie ich bereits bei meinem Bewerbungsprozess beschrieben habe, war die ganze Situation bei Coca-Cola von Anfang an etwas sehr Besonderes. Das Team war der Wahnsinn und ich habe mich selten irgendwo so schnell so wohl gefühlt. Mein Team war für Konzernverhältnisse ziemlich klein: 5 / 6 Leute, wobei man natürlich auch mit anderen Abteilungen in engem Kontakt stand. Noch nie in meinem Leben habe ich so dynamische und brennende Menschen kennengelernt wie mein Team bei Coke. Es war mir eine Ehre, von so engagierten Leuten zu lernen, die mit solch einem Elan und Spaß arbeiteten. Ich wurde super integriert und gleich zu Beginn schon immer zum Mittagessen mitgenommen, um dadurch auch andere Leute im Unternehmen kennenzulernen. Das Verhältnis zu meinen Kollegen war echt super und wir waren abends auch ab und an noch was trinken. Das „Du“ herrscht eigentlich im gesamten Unternehmen vor. Hierarchien sind durch die Größe des Unternehmens aber auch gegeben. Der Dresscode ist auf jeden Fall eher schick – aber man kann natürlich das Anziehen, worin man sich wohl fühlt.
glow ist eine mittelgroße Werbeagentur mit etwa 20 Mitarbeitern. Daher ist die Zusammenarbeit mit der gesamten Agentur sehr eng und jeder spielt jedem den Ball zu. Die Leute waren einfach super: jung, lustig und kreativ (typischer Agentur-Lifestyle – natürlich auch mit Office-Doggo Niels, mit dem man zwischendurch gerne mal ein Ründchen gekuschelt hat). Dresscode: just be yourself. Trage worin du dich wohlfühlst (bei Kundenbesuch natürlich nicht gerade eine Jogginghose!). Sowieso alles per „Du“ und wir haben viel zusammen gelacht. Die Hierarchien sind relativ flach – es gibt zwei Chefs und die Kollegen sind alle gleichgestellt, als Praktikantin wurde ich wie eine Junior-Projektmanagerin behandelt. Das absolute Highlight der Agentur: unsere Küchenfee Ines. Ich liebe Ines. Und ich liebe Ines Essen. Dreimal in der Woche hat uns diese Fee ein unglaubliches Menü auf den Tisch gezaubert, dass mir jetzt immer noch das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. (Ich vermisse es sooo sehr!)
Was hat dich am meisten überrascht während deiner Praktika?
Wie viele Kenntnisse und Fähigkeiten man doch schon mitbringt. Und natürlich, wie schnell sich der Körper vom entspannten Studentenleben auf eine 40/ 45h Arbeitswoche umstellen kann.
Was waren deine Hauptlearnings?
„Be yourself“ – und das durch und durch.
Ich halte es für besonders wichtig, dass man versucht, man selbst zu sein – und auch wenn man noch nicht mit beiden Beinen im festen Berufsleben steht, sollte man sich auf keinen Fall einschüchtern lassen. Mit genügend Selbstbewusstsein und Vertrauen in sich selbst kann man wirklich (fast) alle Herausforderungen meistern! Und vor allem muss man sich auch trauen, Fragen zu stellen! Auf diese Weise hört man nie auf zu lernen.
Was war dein coolstes Projekt / dein coolster Moment?
Wow, ich glaube nicht, dass ich so pauschal entscheiden kann, was der coolste Moment war – weil ich wirklich so viele davon hatte! Arbeit kann auch Spaß machen, und das möchte ich an dieser Stelle noch einmal jedem ans Herz legen. Und wenn man Spaß an seiner Arbeit und ein Team von motivierten Kollegen hat, dann kann jeder Tag aufs Neue zum Abenteuer werden.
Bei Coca-Cola zählen auf jeden Fall folgende Momente zu den Besten:
Ich war bei einer Marktforschung des Sinus-Instituts dabei, was mega spannend war, weil ich die Sinus-Milieus von der Hochschule her nur zu gut kannte. Es war super interessant zu sehen, wie so eine Befragung abläuft und welche Ergebnisse man daraus ziehen kann.
Dann besuchten wir gemeinsam die „Bar Convent Berlin“ – eine Fachmesse für die Bar- und Gastronomiebranche, wo ich das erste Mal die „Coca-Cola Signature Mixures“ probierte – und natürlich auch sonst alle Annehmlichkeiten einer Barmesse genießen konnte.
Einmal war ich außerdem auf einem Influencer-Event mit dabei – das Eintauchen in diese Insta-Welt ist mir auf jeden Fall auch sehr im Gedächtnis geblieben!
Mein absolutes Highlight bei glow war, dass ich zu unserer Pitch-Präsentation vor einem ziemlich großen Kunden mitkommen durfte! Das war super cool zu erleben, und ich war sehr happy, als Praktikantin bei einer solchen Präsentation dabei zu sein. (Weitere Highlights waren mindestens dreimal pro Woche: Ines Kochkünste!) Außerdem hat mir glow einen wirklich wunderbaren Abschied beschert und mir ein selbst gelayoutetes „Freundebuch“ mit den kuriosesten Fragen + Antworten und einem Polaroid-Foto von jedem einzelnen Agenturmitglied geschenkt (das war auch ein super schöner Moment)!
Was war deine größte Herausforderung?
Die wahrscheinlich größte Herausforderung während meines Praxissemesters (bei der ich aber behaupten würde, dass sie mich in den vergangenen 6 Monate am meisten hat wachsen lassen) war, als ich nach der ersten Woche bei glow bereits ein zweistündiges, ENGLISCHES Telefon-Meeting mit einem unserer größten Kunden ALLEINE leiten musste. Ich kannte das Projekt noch nicht sonderlich gut und war auch nicht wirklich intensiv in die Thematik eingearbeitet. Ich habe aber versucht, mir meine Bedenken nicht anmerken zu lassen, und im Nachhinein bin ich so unfassbar stolz, mich dennoch dieser Herausforderung gestellt und so viel Verantwortung übernommen zu haben.
Was sind deine Tipps an andere PraktikantInnen?
Ich glaube, ich habe meine Tipps und Weisheiten in den vorangegangenen Textpassagen oft genug droppen lassen! Abschließend kann ich nur jedem ans Herz legen, sich generell wenig Stress zu machen: man kann so viel mehr schaffen, als man denkt! Sei mutig, neugierig und du selbst – dann kann auch nichts schief gehen. Und: geh nach Berlin! Denn das ist einfach die beste Stadt!